Methodische Herausforderungen bei der qualitativen Befragung von Flüchtlingen und Migrant/-innen in Deutschland
Abstract
Die im Rahmen des Vortrages vorgestellte Studie wurde im Sommer 2015 initiiert. Die Anzahl der nach Deutschland einreisenden Flüchtlinge überstieg damals alle erwarteten Dimensionen und somit standen nicht nur in der öffentlichen Meinung, sondern auch im wissenschaftlichen Kontext drei zentrale Fragestellungen im Raum:
- Wer sind diese Menschen, die nach Deutschland kommen?
- Welche Lebens- und Arbeitserfahrung bringen sie mit?
- Und wie können die Weichen frühzeitig gestellt werden, damit Integration gelingt?
In Kooperation begegneten das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB Nürnberg), das Sozioökonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) in Zusammenarbeit mit QMR – Qualitative Mind Research (München) dem großen Erkenntnisinteresse mit einer ›lernenden Studie‹. Der Fokus war auf die Geflüchteten selbst gerichtet, um erste Antworten zu den dringlichsten inhaltlichen aber auch forschungsmethodischen Fragen zu liefern.
Zwischen November 2015 und März 2016 wurden insgesamt 123 Flüchtlinge und Migrant/-innen aus 13 Nationen befragt, die im Zeitraum 2013 bis 2015 nach Deutschland eingewandert sind. Die in Deutschland Schutzsuchenden hatten hierbei oft zum ersten Mal Gelegenheit, mit Hilfe eines Dolmetschers oder einer Dolmetscherin in einem geschützten Raum über sich, ihre Biografien, ihre Betroffenheit von Krieg, Verfolgung und Gewalt zu berichten, ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf der Flucht zu schildern und darüber zu sprechen, wie sich ihre Situation in Deutschland gestaltet und wie sie diese für sich interpretieren.
Bei der vorgestellten Untersuchung handelt es sich um eine Grundlagenstudie mit dem Ziel, erste Einblicke in verschiedene, mit Flüchtlingserfahrungen assoziierte Themengebiete zu erlangen und auch die Erforschbarkeit dieser Themen zu eruieren.
Der Vortrag greift folgende forschungsrelevante Themen der beschriebenen Studie auf:
Implikationen zu Methodik und Durchführung wie
Stichprobe
Rekrutierung
Interview Setting
Einsatz von Dolmetscher/-innen
Incentivierung
Befragbarkeit bestimmter Themen
Reflexion der Studienmethodik
Schlagworte
Volltext:
PDFLiteraturhinweise
Preitler, B. 2004: Psychologische Betreuung von Flüchtlingen in Österreich. In G. Metha (Hg.), Die Praxis der Psychologie. Wien: Springer, 361–372.
Kuckartz, U. 2012: Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz Juventa.
Przyborski, A., Wohlrab-Sahr, M. 2014: Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. München: Oldenbourg.
Misoch, S. 2015: Qualitative Interviews. Berlin/München/Boston: De Gruyter.
Die Ergebnisse der Studie wurden veröffentlicht unter
Brücker, H., Kunert, A., Mangold, U., Kalusche, B., Siegert, M., Schupp, J. 2016: Geflüchtete Menschen in Deutschland - eine qualitative Befragung. Nürnberg: IAB Forschungsbericht 09/2016.
Brücker, H., Fendel, T., Kunert, A., Mangold, U., Siegert, M., Schupp, J. 2016: Geflüchtete Menschen in Deutschland. Warum sie kommen, was sie mitbringen und welche Erfahrungen sie machen. Nürnberg: IAB Kurzbericht 15/2016.
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